Aber ich will mir nicht befehlen lassen...

L'Attentat bei einer Fotosession in der naTo (Foto: Archiv Maik "Ratte" Reichenbach)

Nur selten gelingen in der Punkrockszene Songs die Gefühle außerhalb von Wut beschreiben ohne gleich weinerlich zu wirken. „Ohne Sinn“ von L’Attentat ist so ein Lied. Es kommt genau aus der Seele und brennt sich in die Seele des Hörers ein. Dort bleibt es hängen. Natürlich liegt das auch an der grandiosen Melodie, welche die Band dem von Ray geschriebenen Song geschenkt hat. Aber eben auch am Inhalt selbst.

Bei den Recherchen zur neuen L’Attentat LP im Winter 2019 fand Ray in seinen Papieren dieses wunderbare Kleinod. Es handelt sich um den Originaltextzettel von 1985.

Ray schreibt dazu:

„Ohne Sinn“ entstand spontan und als kleiner Glückstreffer Ende 1985/Anfang 1986 bei meinen Auftragsarbeiten zu den anderen Texten der „Made in GDR“- Platte. Einige Ideen und Aussagen, die ich in dieser Zeit zusammengesammelt hatte, u.a. auch aus alltäglichen Unterhaltungen von und mit Arbeitskollegen, und die ich in die bisherigen Texte nicht einbauen konnte, ergaben auf einmal einen ziemlich guten kleinen Text, der gegenüber der anderen ziemlich aus der Reihe fiel. Während die Titel einer Punkband für gewöhnlich den „Soundtrack zum Untergang“ oder „zur Revolution“ bildeten, war dieser ziemlich naiv aus der Ich- Perspektive geschildert, erzählte von so banalen Dingen wie dem Früh- Aufstehen, von der Arbeit an der Werkbank und dem Unverständnis davon, wie die großen Dinge der Politik so zusammenhingen. Ich benutzte dabei begriffliche und sprachliche „no go’s“ wie „Kommunismus“ oder „SED“ und das Eingeständnis, lieber zu schweigen, da man sich selbst hilflos fühlt und keine Weltverbesserungsidee aus der Tasche zaubern kann. Der Titel, der als Arbeitstitel  einfach übernommen wurde, trifft eigentlich nicht den Inhalt, bei dem es im Grunde um Gefühle und das Aufbegehren in dieser Situation geht. Da bricht heraus, dass man sich fremdbestimmt fühlt, dass man belogen wird und ausgebeutet. Und dass man sich ganz naiv auf sein Menschsein beruft und die Rechte und Möglichkeiten, die man -einfach gedacht- damit eigentlich hat. Für gerade mal 70-80 Jahre zum 6 milliardensten Teil Besitzer und Verwalter des Planeten zu sein und nicht Rädchen im Getriebe als unfreiwilliges Mitglied irgendeiner Gesellschaft oder Ideologie. Der Song, den L‘ Attentat daraus machte, gefiel mir sehr gut, wegen seiner Einfachheit und Steigerung. Auf der Platte gehörte er 1986/87 neben den anderen gesellschaftskritischeren Song sicher nicht zu den Bedeutendsten, überlebte die Wendezeit jedoch mit dem „Schwarzen Kanal“ und wurde später, wohl als Dokument oder emotionale Erinnerung aus der DDR- Zeit, weiter gefeiert. Im Netz finde ich heute bestimmt zehn Versionen verschiedener Bands von „Ohne Sinn“. Was kann man sich für einen Song wohl mehr wünschen.

Seit 35 Jahren wird „Ohne Sinn“ nun gespielt. Von seiner Ausstrahlungskraft hat es nichts verloren. Das beweisen die vielen Coverversionen von anderen Bands, die bis heute den Song für sich interpretieren:

Und nun zum Mitsingen die Karaokeversion 🙂

Ihr kennt noch andere Cover-Versionen von Ohne Sinn…? Dann immer rein in die Kommentare und teilt sie mit uns!