An allen drei Tagen habe ich ausschließlich in glückliche Gesichter geschaut. Alle drei Tage waren getragen durch eine ganz besondere Stimmung. Draußen die Welt, in der Halle wir. Irgendwo zwischen Freude, Glück, Friedlichkeit und purem Erstaunen, wie gut alle Bands drauf waren, aber auch dem Wissen, dass hier etwas Einzigartiges gelungen war. Aber trotzdem war uns bewusst, dass wir nicht losgelöst sind. Die Wahlen in Sachsen lagen erst zwei Wochen zurück und uns allen war klar, dass deren Ausgang uns vor neue Aufgaben stellt. Wir Verantwortung für unsere Kinder haben und als Leipziger über die Grenzen der Stadt hinausschauen müssen. Viele Leute wie Schwarwel, Andre mit seinem Landesfilmdienst oder auch Carsten von der HGB hatten in den Wochen vorher Dörfer und ländliche Gegenden abgeklingelt. Hatten alle Kräfte in die Aufgabe gelegt miteinander ins Gespräch zu kommen. In Schulen vor Klassen, in Dorfgemeinschaftshäusern oder auf Demos in Chemnitz und Ostritz. Auch für sie war das Festival eine Verschnaufpause. Ein Durchatmen. Für viele andere war es ein Neuentdecken von Altbekanntem, für andere das erste Mal überhaupt. Wir sind froh und glücklich, dieses Festival veranstaltet zu haben. Es war uns eine riesige Freude und auch eine große Ehre. Wir wussten, dass ein so großes Ereignis extremer Vorbereitung bedarf, dass wir in der immerhin einjährigen Vorbereitungszeit oft über unsere Grenzen gehen müssten und das alles nur zu stemmen sein kann, wenn wir Menschen als Helfer gewinnen können, auf die wir uns verlassen können. All dies durften wir schaffen und erleben. Ohne Fördergelder, ohne Zuschüsse. Es ging nur, weil es alle wollten und weil es genau die richtige Zeit war. Es war unser Beitrag zu 30 Jahren Mauerfall. Gestaltet und gemacht von denen, die nicht immer in den Medien zu sehen sind oder als Helden betitelt werden. Es sind die, die auch schon Jahre vorher mit ihrer Stimme und ihrem Gesicht für das eingestanden haben, was sie dachten und wollten. Dafür sind wir unendlich dankbar. Und bei allem Gewesenen ist es für uns besonders schön, wenn neue Dinge daraus erwachsen und entstehen. Die Zucht beispielsweise sitzen gerade im Studio und nehmen eine Platte auf. HerT.Z. gehen auf Tour. 0815 auch. Alte Kontakte sind neu erwacht. Es entstehen neue gemeinsame musikalische Projekte, aber auch Projekte filmischer und künstlerischer Natur. Die Nachbeben sind spürbar. Und es bleibt auch nicht ohne Folgen, wenn sich ehemalige Bürgerrechtler*innen oder Stadträt*innen fasziniert die Auftritte des Schwarzen Kanals oder von Schmerzgrenze anschauen. Das Festival sollte Buntes mit Buntem verbinden. Dieses Ziel wurde erreicht.